Neue Herausforderungen der Cybersicherheit im Home-Office

Die Verlagerung von Arbeitsplätzen in das Home-Office hat die digitale Arbeitslandschaft grundlegend verändert und mit ihr eine Vielzahl neuer Cybersecurity-Herausforderungen geschaffen. Unternehmen und Mitarbeitende stehen vor der Aufgabe, ihre Daten und Systeme in bislang ungekannten Konstellationen zu schützen. Während traditionelle Sicherheitsansätze für zentralisierte Büroumgebungen konzipiert wurden, erfordert die dezentrale, von Privatgeräten geprägte Realität des Home-Office innovative Schutzmaßnahmen. In dieser Abhandlung werden wesentliche Herausforderungen, Gefahren und Lösungsansätze für die Cybersicherheit im Home-Office erläutert, und es wird gezeigt, worauf Unternehmen und Arbeitnehmer besonders achten müssen, um dem wachsenden Risiko von Cyberangriffen zu begegnen.

Zunehmende Angriffsflächen durch dezentrale Arbeitsplätze

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Unsichere Heimnetzwerke als Einfallstor

Die Vielzahl unterschiedlicher Router-Modelle, WLAN-Konfigurationen und nie aktualisierten Firmwares macht Heimnetzwerke zu einem beliebten Ziel für Cyberkriminelle. Oft sind private Netzwerke schwächer abgesichert – etwa durch simple Passwörter oder fehlende Verschlüsselung. Angreifer können diesen Umstand nutzen, um in das heimische Netzwerk einzudringen und von dort aus den Unternehmensrechner zu kompromittieren. Besonders kritisch ist das, wenn Mitarbeitende dieselben Geräte beruflich und privat nutzen oder wenn beispielsweise IoT-Geräte mit dem selben Netzwerk verbunden sind. Die mangelnde Netzwerksegmentierung und fehlende Firewalls tragen zusätzlich zur steigenden Gefährdungslage bei.
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Schatten-IT und unautorisierte Anwendungen

Im Home-Office neigen viele Mitarbeitende dazu, aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit Anwendungen zu verwenden, die nicht offiziell vom Unternehmen genehmigt oder überwacht werden. Diese sogenannte Schatten-IT gefährdet die Integrität der Unternehmensdaten, da solche Apps und Dienste oft nicht den unternehmensinternen Sicherheitsrichtlinien entsprechen. Unautorisierte Tools bieten Cyberkriminellen leicht zugängliche Angriffsflächen, etwa durch fehlende Updates oder unzureichenden Schutz sensibler Informationen. Die fehlende zentrale Kontrolle erschwert es zudem der IT-Abteilung, Sicherheitsvorfälle frühzeitig zu erkennen und einzudämmen.
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Zunehmende Phishing-Bedrohungen im Home-Office

Phishing-Angriffe, die auf das Abgreifen sensibler Daten wie Passwörter oder Kreditkartennummern abzielen, haben im Home-Office stark zugenommen. Cyberkriminelle nutzen Unsicherheiten und Informationsdefizite der Mitarbeitenden aus, um gezielt gefälschte E-Mails oder Webseiten zu verbreiten. Im Home-Office sind Mitarbeitende oft weniger misstrauisch und können sich nicht wie im Büro schnell mit Kollegen austauschen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf Phishing hereinfallen, was schwerwiegende Konsequenzen für das gesamte Unternehmen haben kann.
Schwierigkeiten bei der Datenverschlüsselung
Datenverschlüsselung ist eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz personenbezogener Daten, doch ihre konsequente Umsetzung im Home-Office gestaltet sich schwierig. Viele Mitarbeitende speichern und verarbeiten Dokumente auf ihren privaten Geräten, die nicht immer über aktuelle Verschlüsselungstechnologien verfügen. Hinzu kommt, dass bei der Übertragung von Daten zwischen Heimarbeitsplatz und Unternehmensnetzwerk Risiken bestehen, wenn keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingesetzt wird. Die Verantwortung für die Durchsetzung sicherer Verschlüsselungspraktiken liegt zwar beim Unternehmen, in der Praxis scheitert dies jedoch häufig an mangelndem Bewusstsein oder fehlender technischer Ausstattung auf Seiten der Mitarbeitenden.
Fehlende Kontrolle über physische Dokumente
Nicht alle sensiblen Informationen liegen ausschließlich digital vor. Im Home-Office werden häufig auch Ausdrucke erstellt oder handschriftliche Notizen angefertigt, die personenbezogene Daten enthalten können. Anders als im Büro fehlen zuhause häufig die geeigneten Sicherheitsvorkehrungen, wie abschließbare Schränke oder Aktenvernichter. Das erhöht das Risiko, dass vertrauliche Informationen von Dritten eingesehen oder achtlos entsorgt werden. Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden daher sensibilisieren und klare Vorgaben für den Umgang mit physischen Dokumenten im Home-Office machen, um Datenschutzverletzungen vorzubeugen.
Problematik gemeinsamer Geräte und Familienzugriffe
Im häuslichen Umfeld teilen sich Mitarbeitende oft Computer, Tablets oder Smartphones mit anderen Familienmitgliedern. Dadurch besteht die Gefahr, dass Unbefugte – meist unabsichtlich – Zugriff auf sensible Unternehmensdaten erhalten. Gerade Kinder nutzen dieselben Geräte für Spiele oder Online-Unterricht, was zusätzliche Risiken durch das Herunterladen unsicherer Inhalte birgt. Die fehlende Trennung zwischen beruflicher und privater Nutzung erschwert es, Datenschutz auf hohem Niveau zu gewährleisten. Unternehmen müssen auf diese Risiken reagieren und Mitarbeitenden Lösungen bereitstellen, um dienstliche und private Nutzung strikt voneinander zu trennen.
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Mangel an IT-Sicherheitsbewusstsein und Schulungen

Fehlende Sensibilisierung für Social Engineering

Cyberkriminelle setzen immer häufiger auf Social Engineering, also manipulative Methoden, um Mitarbeitende zu bestimmten Handlungen zu verleiten. Im Home-Office steigt die Wirksamkeit dieser Angriffe, da Mitarbeitende isoliert arbeiten und weniger Möglichkeiten zum Austausch haben. Social-Engineering-Attacken sind vielschichtig und schwer zu erkennen, besonders, wenn sie glaubwürdig erscheinen, etwa durch gefälschte interne Kommunikation oder raffinierte Telefonanrufe. Ohne gezielte Schulungen erkennen Mitarbeitende diese Gefahren häufig nicht, was das Risiko gravierender Sicherheitsvorfälle deutlich erhöht.

Unzureichende Kenntnisse über sichere Passwörter

Starke, einzigartige Passwörter sind ein zentraler Baustein der IT-Sicherheit. Dennoch herrscht im Home-Office oft Unwissenheit darüber, wie sichere Passwörter erstellt und verwaltet werden. Viele verwenden für verschiedene Dienste dieselben oder zu einfache Zugangsdaten, was das Risiko von Kompromittierungen erhöht. Ohne regelmäßige Schulungen und praktische Hilfsmittel wie Passwortmanager bleibt die Passwortsicherheit häufig auf einem kritischen Niveau. Unternehmen müssen daher gezielt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investieren und verständliche Tools bereitstellen, um dieses fundamentale Risiko zu minimieren.